100 Jahre Handball

Hier geht es zur Präsentation 100 Jahre Handball in der Turnerschaft e.V. 1922 (pdf):

Zeitreise 100 Jahre Handball

100 Jahre Handball in Ottersweier – Eine Zeitreise

100 Jahre Handball

Wir feiern 2025 das hundertjährige Bestehen des Handballs in Ottersweier, Grund genug auf die Entwicklung dieses dynamischen Mannschaftssports in der Gemeinde Ottersweier zurückzublicken. Handball wurde in seiner ursprünglichen Form vom Berliner Oberturnwart Max Heiser 1917 als neue Frauensportart erfunden. Im Jahre 1919 modifizierte der Sportlehrer Carl Schelenz die Regeln Heisers. Ein kleinerer Ball, der Zweikampf und die drei Schritte Regelung wurden von Carl Schelenz eingeführt und machten den Handball auch für Männer populär. Das erste offizielle Länderspiel im Feldhandball gewann Österreich mit 6:3 gegen Deutschland im Jahre 1925, dem Gründungsjahr der Handballabteilung der Turnerschaft Ottersweier und damit beginnt unsere Zeitreise.

Die Zeit von 1925 bis 1950 – Wie alles begann

Aus der Chronik des TSO-Ehrenvorsitzenden Herbert Roth geht hervor, dass es wohl die Turner attraktiv fanden, sich im Ausgleich zum Training an den Turngeräten auf einem großen Platz in Bewegung und im Zweikampf um den Ball zu messen. Handball war wohl zu der Zeit sehr populär in der Region Mittelbaden, denn um 1925 herum wurden einige Handballvereine wie z.B. Niederbühl oder Sandweier gegründet und so lag der Schluss nahe, eine eigene Handballabteilung ins Leben zu rufen. Schriftlich wird die Handballabteilung zum ersten Mal am 13.11.1925 erwähnt. Aus dem Schreiben des Sportvereins Ottersweier (SVO), unter dem die Turnerschaft, der Fußballverein und bis 1923 auch die Schützen organisiert waren, an die Turnerschaft geht hervor, dass sich diese doch mehr an den Kosten des Sportplatzes beteiligen sollte, da u.a. die Handballer die zerbrechlichen Tore besonders beanspruchen. Die Turnerschaft kam der Bitte gerne nach. Dennoch weist der Brief bereits auf eine große finanzielle Belastung des SVO hin. Da war zum einen der Unterhalt des Sportplatzes Sauweide, der Name hielt, was er versprach, sowie die wiederläufigen Interessen zweier Teilvereine unter dem Dach des Sportvereins Ottersweier. Eine hohe Verschuldung des SVO war die Folge und die Turnerschaft stand 1928 kurz vor ihrem Aus, da die Turngeräte für das Begleichen der Schuldenlast gepfändet werden sollten. Dagegen stemmten sich der Vorsitzende Paul Hörth, der Schriftführer Erhard Berberich und ein Handballer der ersten Stunde, der Kassier Franz Faller und kauften dem SVO die Turngeräte ab. Das Wirken von Franz Faller war sinnbildlich für das Engagement vieler Handballer danach: Nicht nur der Eigennutz in der Sportausübung stand im Vordergrund, sondern das Mitdenken und -handeln für den Verein oder der Einsatz für soziale Belange. Franz Faller war es wiederum vorbehalten ab dem 04.11.1934 die Turnerschaft als Vorsitzender durch die Zeit des Nationalsozialismus zu führen. An seiner Seite stand mit Adolf Hug ein weiterer Handballer der ersten Stunde, ein Mann, der so die Chronik von Herbert Roth in vorbildlicher Weise das Männerturnen geführt hat. Die Turnerschaft hat sich lange der Gleichschaltung der Vereine im nationalsozialistischen deutschen Sportverband widersetzt, so dass der damalige Ortsgruppenführer Josef Redler die TSO als Saboteure in einem Schreiben aus dem September 1933 bezeichnete. Es brach eine neue Zeit für die TSO an, dafür stand der §4 der neuen Vereinssatzung aus dem Jahr 1934 mit der Weisung, dass nur Vereinsmitglied sein kann, wer seinen arischen Nachweis erbringen konnte. Es kam, wie es kommen musste. Eine Politik, die diktiert, wer nach Rasse oder Religionszugehörigkeit zu einem Verein gehört oder nicht, endete zwangsläufig im Krieg. Die Turnerschaft Ottersweier verlor 64 Vereinsmitglieder im 2. Weltkrieg.

Deutschland lag in Trümmern, der Hungerwinter 1945/46 war gerade überstanden, da machte sich der Handballer Karl Klumpp ans Werk und beantragte gemeinsam mit Josef Könninger, Alois Belikan und Lothar Fuß in vierfacher deutscher und französischer Ausfertigung eine Sitzung zur Gründung des Sportvereins Ottersweier bei der französischen Militärregierung. Ein bemerkenswertes Engagement vor dem Hintergrund der damaligen Umstände im Nachkriegsdeutschland. So wurde schließlich der Sportverein Ottersweier am 26.05.1946 mit dem ersten Vorsitzenden Josef Könninger gegründet und die Gründung der Turnabteilung mit den Handballern erfolgte am 21.12.1948. Joseph Könniger gab sein Amt 1947 an Alois Belikan ab und blieb weiterhin als Handballabteilungsleiter aktiv. Die rasche Abfolge von Vereinsvorsitzenden war bedingt durch die schwierigen Umstände in der Zeit des Wiederaufbaus, es galt die Familien in Ihrer Existenz zu sichern und sich gleichzeitig ehrenamtlich zu engagieren, ein respektabler Spagat aus der Sicht der nachfolgenden Generationen. In der Zeit um 1947 entstanden dann wieder die ersten Mannschaften bei den Männern und Damen. Wir springen nun in die 50er.

Die Zeit von 1950 bis 1975 – Die ersten Erfolge

Endlich konnte man wieder unbeschwert Sport in der TuS Ottersweier, so hieß der Verein nach dem Krieg, ausüben. Schon früh wollten die Handballer ihren eigenen Weg gehen und beantragten 1951 erfolgreich die Gründung einer eigenständigen Abteilung im Turn- und Sportverein Ottersweier. In der Mitte der 50er Jahre knüpfte die Herrenmannschaft in den Freundschaftsspielen gegen Hohensachsen (Bergstraße) und gegen Mosbach Kontakte nach außen. Sich zeigen und Verantwortung übernehmen ist die Handballer DNA. Mitte 1960 brachte der Wehrdienst den TSO-Handballer Klaus Huck nach Regensburg und von da an entstand eine über Jahrzehnte gepflegte bis heute bestehende Freundschaft zu den Handballern aus Regensburg.

Auch in der Vereinsorganisation ergab sich eine bedeutende Veränderung. Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war die Sitzung am 17.03.1956, in der die neue Satzung und der bis heute gültige Vereinsname Turnerschaft Ottersweier beschlossen wurde.

Der Frauen- und Männerhandball in der Gemeinde entwickelte sich anfangs 1970 immer erfolgreicher. Die 1969 gegründete Damenmannschaft errang bereits im zweiten Jahr nach der Gründung ungeschlagen mit 16:0 Punkten die Meisterschaft in der Kreisklasse und stieg 1972 nach erneuter Meisterschaft unter dem Trainer Wolfgang Falk in die Bezirksklasse auf.

Die Herren standen den Damen in nichts nach und feierten mit Trainer Wolfgang Merk im Großfeld 1971 die Kreismeisterschaft und im Jahr darauf den Pokalsieg gegen Ottenhöfen. Bemerkenswert war die männliche Jugendarbeit. Die A-Jugend mit Trainer Bernd Niedermeier errang 1972 und 1973 die Meisterschaft auf dem Kleinfeld sowie die Staffelmeisterschaft in der Halle. Jugendspieler wie Martin Huck, Willi Falk, Hans Eckerle, Lothar Moser, Siegfried Schaufler u.v.m. sollten in den anschließenden Jahren bis in die 1980er hinein eine wichtige Rolle im Ottersweierer Handball einnehmen.

Die Zeit von 1975 bis 2000 – Die Erfolge werden größer

Die nun folgende 25 Jahre Zeitscheibe gilt mit als die erfolgreichste Zeit im Handball der TSO. Den Männern gelang ab der Runde 1977/78 der direkte Durchmarsch von der Bezirksklasse zur Oberliga, in der man in der Spielzeit 1980/81 einen respektablen 7. Platz errang. Im Traineramt ergab sich die Veränderung, dass Martin Huck als Spielertrainer das Amt von Karlheinz Schienle übernahm und im Folgejahr 1982 der 3. Platz in der Oberliga Südbaden erreicht werden konnte. Das Jahr 1982 war generell ein sehr bemerkenswertes Jahr. In der Hauptversammlung vom 22.05.1982 übergab Wolfgang Falk die Handballabteilungsleitung an Lothar Moser, der dieses Amt 40 Jahre vollverantwortlich und kommissarisch ausgeübt hat. Vor allem im Jugendbereich mit dem damaligen Jugendleiter Josef Lammert konnte man zahlreiche Erfolge feiern: 3 Staffelmeisterschaften in der D-, B-, A-Jugend, 5 Bezirksmeisterschaften in der Feld- und Hallenrunde mit den C-Mädchen, der B-Jugend und der A-Jugend, den südbadischen Vizemeisterschaft der B-Jugend und der südbadischen Meisterschaft der C-Mädchen. Zurück zu den Herren 1. Das sehr hohe sportliche Niveau der Oberliga konnte bis Ende der 1980er Jahre gehalten werden. Es zeichnete sich jedoch ab, dass die Oberliga auf Dauer sportlich nicht zu erhalten war. So ging der Weg wieder zurück in die Landesliga in den 90er Jahren.

Ein großer Meilenstein in der Entwicklung des TSO-Handballs war am 18.05.1979 die Einweihung der neuen Sporthalle. Damit ging ein langgehegter Wunsch der Turnerschaft nach einer geeigneten Trainingsmöglichkeit in der Gemeinde in Erfüllung. Die Sporthalle ist auch heute noch Trainings- und Spielstätte und somit seit 46 Jahren die Heimat der TSO-Handballfamilie. Es war ein langer Weg von der Sauweide, als erster Sportstätte, zur Sporthalle.

Auch die Damen errangen große sportliche Erfolge in der Zeit von 1975 bis 2000. Grundlage dafür war eine erfolgreiche Jugendarbeit wie dem Aufstieg der A-Mädchen 1977/78 in die Mädchen Sonderstaffel mit Trainer Bernd Niedermeier, der Südbadischen Meisterschaft der C-Mädchen 1981/82 mit Trainerin Vera Liebich sowie die erneute Südbadische Meisterschaft in der darauffolgenden Spielzeit mit Trainer Martin Falk, um einige Beispiele zu nennen. Viele der Spielerinnen aus dieser Zeit fanden sich in der Meisterinnenmannschaft der Verbandsliga 1986/87 wieder, so dass in der darauffolgenden Saison zum ersten Mal die Damen und die Herren gemeinsam in der Oberliga Südbaden spielen konnten. Der Weg der Damen nach oben ging weiter, die Oberliga war nur Durchgangsstation. Der Aufstieg in die Regionalliga 1993/94 mit Robert Falk als Trainer war auch ein Erfolg der Jugendarbeit in den Mädchenmannschaften. Die A-Mädchen feierten 1990 mit der südbadischen Meisterschaft und der süddeutschen Vizemeisterschaft einen bemerkenswerten Erfolg. Eine bewegte Zeit begann in der Regionalliga, den nach dem ersten Jahr ging es eine Klasse tiefer, in der man mit dem 2. Platz den umgehenden Wiederaufstieg in die Regionalliga schaffte und diese konnte man dann bis zum Ende des Jahrtausends halten.

Die Zeit von 2000 bis 2025 – Zeit der Veränderungen

Die Welt und die Gesellschaft verändern sich in rasantem Tempo und damit auch die Vereinsentwicklung. Der letzte Zeitabschnitt darf in der Tat als die Zeit der Veränderungen bezeichnet werden, an deren Ende die Bildung von Spielgemeinschaften steht.

Der Zeitabschnitt begann mit einer großen 75 Jahr Feier der Handballabteilung u.a. mit einem hochkarätigen Handballturnier mit dem TV Großwallstadt und dem ungarischen Erstligisten Kiskorös. Die Festrede hielt kein geringerer als der 78er Weltmeister Arno Ehret. Die 78er Weltmeister waren übrigens hin und wieder Gast in Ottersweier. So spielten die Weltmeister 2004 gegen die ersten Herrenmannschaft und waren bei der Typisierungsaktion für Arnulf Meffle im Jahre 2012 zu Besuch in Ottersweier.

Die Damen haben in der Spielzeit 2001/02 mit dem Trainer Arnulf Meffle die Baden-Württemberg Meisterschaft erreicht und damit den Aufstieg in die Regionalliga, einer der größten Erfolge für die TSO- Handballabteilung. Auch im Mädchenbereich gab es große Erfolge. Mit dem viermaligen Gewinn der südbadischen A-Jugendmeisterschaft in den Jahren 2008 – 2011 war Ottersweier Seriensieger.

Die Herren taten sich schwerer in dieser Zeit und mussten nach vielen Jahren in der Landesliga den Abstieg in die Bezirksklasse 2005 hinnehmen. Umso bemerkenswerter war die darauffolgende sportliche Reaktion, die die Mannschaft 2009 zurück in die Verbandsliga führte, die allerdings nur ein Jahr gehalten werden konnte. Die Saison 2009/10 und die darauffolgenden Spielzeiten deuteten erste größere Veränderungen im Verein an, denn auch die Damen stiegen nach langen Jahren der Zugehörigkeit von der Regionalliga in die Baden-Württembergoberliga ab. Die Folge war, dass zuallererst die Jugendarbeit auf eine breitere Grundlage gestellt wurde, um weiterhin hochklassigen Damen- und Herrenhandball ausüben zu können. Die Zeit der Spielgemeinschaft begann für die TSO. Mit dem TuS Großweier wurde eine SG im Jugendbereich 2013 auf alle Mannschaften ausgeweitet. Was mit den A-Mädchen 2011/12 in der SG Ottersweier / Großweier begann, wurde im Coronajahr 2021 mit der Einführung der SG im Damen- und Herrenbereich fortgesetzt. In dieser Zeit war aufgrund des Coronavirus an Handballspielen nicht zu denken und somit hatte die SG einen schweren Start. Es brauchte die Zeit des Zusammenwachsens. Die ersten größeren Früchte der Spielgemeinschaft konnten dann im Jubiläumsjahr 2025 mit dem Aufstieg der Herren 1 in die Landesliga sowie der Damen 1 in die Verbandsliga geerntet werden.

Im Jugendbereich bildete SG Ottersweier/Großweier gemeinsam mit Phoenix Sinzheim die Jugendhandballakademie JHA, um Jugendlichen Handball für die Spitze und die Breite anbieten zu können. Dieses Angebot hat sich als erfolgreich erwiesen, es konnten zahlreiche südbadische Meisterschaften gewonnen werden und was noch wichtiger ist, handballinteressierte Jugendliche mit

unterschiedlichen Fähigkeiten konnten im Verein gehalten werden. Neben der sportlichen Entwicklung der jungen Spieler und Spielerinnen entwickelt sich eine Veränderung zur handballerischen „Sozialisation“ mit. Für die Jugendlichen und Eltern wird es zunehmend selbstverständlich, an den drei Sportstätten in Ottersweier, Achern und Sinzheim dem Handballsport nachzugehen.

Die TSO-Handballfamilie geht zunehmend in der SG mit Großweier und der JHA mit Großweier und Sinzheim auf, als Antwort auf die Veränderungen des Freizeitverhaltens und die gesellschaftliche Entwicklung hin zur Individualisierung. Ein Verein allein hätte es schwer, den Handballsport in der Breite und in der Spitze betreiben zu können. Somit sind die sportlichen und organisatorischen Strukturen geschaffen, um gemeinsam mit Zuversicht die Zukunft des Handballsports in Ottersweier zu gestalten. Die nächsten 25 Jahre liegen vor uns und schon oft hat die TSO gezeigt, dass sie sich Veränderungen stellt, Niederlagen verkraftet und Siege gebührend feiern kann.

Text: Thomas Heid